Der Merseburger Domschatz ist zurückgekehrt

Einen Ausstellungshöhepunkt im Festjahr „Geweiht für die Ewigkeit. 1000 Jahre Weihe Merseburger Dom“ bieten die Kunstwerke, die für das Weihejubiläum aus der Dresdner Rüstkammer nach Merseburg zurückkehren. Die vier ausgewählten Schätze sind heute im Kapitelhaus des Merseburger Doms angekommen und werden nun für die Ausstellung vorbereitet.

Im Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (Rüstkammer) haben sich verschiedene Kunstwerke erhalten, die ursprünglich aus Merseburg stammen. Diese gehörten dort zum Bestand der bischöflichen Silberkammer, in der neben den bischöflichen Gewändern auch Urkunden, Geschäftsbücher aber auch wertvolle Gewürze aufbewahrt worden. Der während der Reformation und nach dem 30-jährigen Krieg dezimierte Silberschatz ging in den Besitz der weltlichen Administratoren über und wurde weitergegeben. Nach dem Tod des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg sind die Stücke 1732 im sogenannten „Grünen Gewölbe“ im Schloss Merseburg inventarisiert worden. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Merseburg 1738 fielen deren Besitztümer an die in Dresden residierende Hauptlinie des albertinischen Fürstengeschlechts. So gelangten einige Kunstwerke in das Dresdner Grüne Gewölbe.

Die vier Schätze, die bis zum 31. Oktober 2021 im Merseburger Dom ausgestellt werden sind:

Mitra des Merseburger Bischofs Friedrich II. von Hoym (Böhmen, um 1360-1370)

Die Mitra ist komplett mit Goldgespinst und figürlichen Darstellungen in bunter Seidenstickerei überzogen. Vor dem Goldgrund heben sich die Heiligenfiguren mit ihren strahlenden Farben klar ab. Sie sind in der Technik der sogenannten Nadelmalerei ausgeführt. Die Blütezeit der böhmischen Bildstickerei, der diese Arbeit zuzuordnen ist, lag im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts in Prag. Die Mitra ist unter anderem mit dem heiligen Laurentius und Johannes der Täufer bestickt. Diese beiden Heiligen sind die Hauptpatrone des Merseburger Domstifts.

Prachtmitra (vermutlich Hans Plock, Halle, 1514–1526)

Die Mitra aus Goldgespinst und Perlenstickerei entspricht mit ihrer geschwungenen Seitenkante der Mitrenform ab dem 16. Jahrhundert. Als ausführender Handwerker wurde der am Hof des Kardinals Albrecht von Brandenburg tätige Seiden- und Perlensticker Hans Plock vermutet. Daraus resultierte die Annahme, dass die Mitra aus dem Besitz des Kardinals Albrecht stammen könnte. Eine andere Vermutung schreibt die Mitra dem Merseburger Bischof Adolf von Anhalt (1514–1526) als Auftraggeber zu. Ob dieser die Bestellung bei Hans Plock in Halle oder bei einem anderen kunstfertigen Perlensticker aufgab, lässt sich anhand der erhaltenen Quellen bisher nicht eindeutig sagen.

Pontifikalhandschuhe (Spanien/Italien?, 16. Jahrhundert)

Die Handschuhe sind aus feinstem roten Seidengarn gestrickt. Das goldene Christusmonogramm auf dem Handrücken weist sie als liturgische Kleidung aus. Liturgische Handschuhe wurden seit dem 10. Jahrhundert vom Papst, Kardinälen und Bischöfen bei der Ausübung des Pontifikalamtes getragen. Die frühesten gestrickten Pontifikalhandschuhe, die sich erhalten haben, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Auf Basis der Muster lässt sich bei der Herstellung auf eine zeitweise unter arabischem Einfluss befindliche Regionen, wie Spanien oder Italien, schließen.

Dolch mit Futteral – sogenannter Dolch Rudolfs von Rheinfelden (15.–17. Jahrhundert)

Der Dolch mit seinem reich geschnitzten Buchsbaumgriff zählt zu den herausragenden Stücken des 15. Jahrhunderts im Bestand der kurfürstlich-sächsischen Rüstkammer. Das dazugehörige Dokument impliziert, dass der Dolch im 16. Jahrhundert aus dem Nachlass der Merseburger Bischöfe in den Besitz der sächsischen Kurfürsten gelangte. Der Text weist den Dolch zudem in das 11. Jahrhundert, zu Rudolf von Rheinfelden, Herzog von Schwaben (um 1025–1080). Nach der Bannung des römisch-deutschen Königs Heinrich IV. (1050–1106) im Jahr 1077 wurde Rudolf durch die Fürstenopposition zum Gegenkönig gewählt. Er starb aber bereits 1080, nachdem er im Kampf gegen Heinrich IV. schwer verwundet wurde und dabei seine rechte Hand verlor. Den Dolch soll er bei diesem letzten Kampf geführt haben. Die Buchsbaumschnitzerei ist jedoch thematisch und künstlerisch im 15. Jahrhundert anzusetzen

Die Eröffnung der Ausstellung war bereits für den 8. Mai geplant. Aufgrund der anhaltenden Schließung des Doms zur Eindämmung der Corona-Pandemie kann die Eröffnung jedoch noch nicht stattfinden. Sobald die Inzidenzzahlen eine Öffnung des Merseburger Doms für die Besucher zulassen, besteht auch die Möglichkeit die „Rückkehr des Merseburger Domschatzes“ zu besichtigen.

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